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Ein Zeitzeuge der DDR am FMG

Am 31.05.2021 hatte eine der neunten Klassen die Möglichkeit, einen Zeitzeugen der DDR kennenzulernen, die Geschichte seiner Flucht zu erfahren und eigene Fragen zu stellen. Wie die Veranstaltung ablief und was alles berichtet wurde, erfahrt ihr in diesem Artikel.  

Andreas Herzog (geb. 1958 in Löbau/Sachsen) teilte mit der Klasse seine Geschichte. Durch Folien, welche Zeugnisse, Ausschnitte aus Zeitungen sowie Auszüge aus Beobachtungsbögen seiner Stasi-Akte zeigten, wurde der Klasse verdeutlicht, wie sein Leben in der DDR war/ wie er das Leben in der DDR empfunden hat.

(Bildquelle: ddr-zeitzeugen.de)

Seine Kindheit beschreibt Andreas Herzog als glückliche Zeit. Als er dann mit sechs Jahren eingeschult wurde, war er ein Jungpionier. Er zählte also zu der Jugendorganisation der Einheitspartei SED. Neben der Schule nahm er auch am außerschulischen Religionsunterricht teil, weshalb er z.B. auch die Jugendweihe erhalten hat, ein Festakt zur Aufnahme der vierzehnjährigen Jungen und Mädchen in die sozialistische Gesellschaft. In seiner Kindheit wurde ihm immer erzählt, die DDR sei ein Land mit toller Wirtschaft, doch dass dies alles nur Geschichten waren, um die DDR-Bürger zu blenden, merkte man alleine, wenn man z. B. monatelang auf ein so alltägliches Produkt wie ein neues Fahrradventil warten musste.  

Ausbildung und Flucht

Zuerst war er dann noch auf einem Internat. Nach seiner Ausbildung, bei der Schüler für Fehlverhalten auch vorgeführt wurden, wurde er Soldat auf Zeit, um auch ohne Abitur studieren zu können. Für ihn war es ein Bruch des Vertrauens, weshalb er das Land verlassen wollte. Er tat sich mit seinem Freund zusammen, um zu überlegen, wie sie aus der DDR entkommen konnten. Dadurch, dass sie schnell bemerkten, dass eine Flucht über die Grenze zur BRD zu schwierig und gefährlich war, planten sie die Flucht über die Grenze aus der Slowakei nach Österreich. Da jedoch in der DDR niemand einfach das Land verlassen durfte, musste Andreas Herzog einen Urlaubsantrag stellen, um in die mit der DDR befreundete Slowakei fahren zu dürfen. Sein Freund und er behaupteten, sie wollten mal wieder ein berühmtes Motorradrennen anschauen.

Jedoch wurden sie schon vorher von der Staatssicherheit (Stasi) beobachtet. Schon bei der Ausreise aus der DDR in die Slowakei, wurden sie von der Stasi am 16.06.1978 festgenommen. Ihre wenig durchdachten Pläne zur Flucht waren also der Stasi bekannt gewesen. Zuerst kamen sie in Untersuchungshaft in die Haftanstalt Berlin-Hohenschönhausen und wurden anschließend wegen geplanter Flucht und Spionage zu einer Haftstrafe verurteilt. Die DDR befürchtete nämlich, dass Herzog wichtige Informationen aus der DDR an ihren Gegner, die BRD, preisgegeben hätte, wäre ihm die Flucht gelungen. 

Karte zur Veranschaulichung der innerdeutschen Grenze und Aufteilung in die BRD und DDR @geschichte-abitur.de
(Bildquelle: Karte BRD DDR, Autor: Alexrk2 (2011), Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Die Haftstrafe

Anschließend mussten beide eine Haftstrafe von fünf Jahren und sechs Monaten absitzen. Andreas Herzog berichtet, dass das Gefängnis in Bautzen, in welchem sie inhaftiert waren, verhältnismäßig klein war. So gab es maximal Zellen zu viert. Auch die Lebensverhältnisse waren im Vergleich zu anderen Haftanstalten in Ordnung, es gab zwar nicht so vitaminreiches Essen, aber im Vergleich zu anderen Gefängnissen war es zu ertragen. Es waren dort auch einige Menschen aus der BRD inhaftiert, die BürgerInnen aus der DDR bei der Flucht helfen wollten.  

Nach seiner abgesessenen Haftstrafe wurde er wieder entlassen und wurde noch stärker als zuvor von der Stasi auf Schritt und Tritt verfolgt. Schließlich, nach unzähligen Anträgen, wurde ihm im August 1984, acht Monate nach seiner Entlassung, die Ausreise in die BRD gestattet. So gelang es ihm auf Umwegen, den Überwachungsstaat der DDR endlich zu verlassen und sich in der BRD ein neues Leben aufzubauen. Trotz Gefängnisstrafe würde er immer wieder fliehen, wenn auch vorher besser geplant. Heute lebt Andreas Herzog in Düsseldorf und setzt sich für die Erinnerung an die DDR ein.  

Alles in allem war der Tag für alle Schülerinnen und Schüler sehr besonders und interessant, denn es gab sehr viele spannende Dinge über das geteilte Deutschland zu erfahren, die einem vielleicht vorher nicht so bewusst waren. 

(Anna Marohn, Teresa Spanier) 


Dieser Artikel soll rein informell sein und stellt nicht die politische und soziale Einstellung der Autoren oder der Redaktion dar.

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