Ja, ihr habt richtig gehört! Einer unserer Lehrer ist nun Assistenztrainer einer deutschen Nationalmannschaft, und zwar der Nationalmannschaft im Blindenfußball. Wir haben uns sehr gefreut, dass Herr Schmidt uns in diesem Interview über seine neue sportliche Tätigkeit berichten wird. Er selbst spielt natürlich auch gerne Fußball!
1. Zuerst ist es natürlich gut zu wissen, wie Blindenfußball funktioniert. Wie läuft das da ab?
Eigentlich ist es normaler Fußball, nur das die Spieler alle komplett blind sind. Auf dem Feld sind pro Team immer 4 Spieler und ein Torwart. Der Torwart ist der Einzige, der sehen kann. Anders als beim sehenden Fußball steht im Blindenfußball nicht das Passspiel im Vordergrund, sondern das Laufspiel und das Dribbling. Außerdem hat der Ball innen eine Glocke und klingelt. An der Seite und hinter dem Tor stehen dabei jeweils Guides, die Kommandos zur Orientierung an die Spieler geben können.
2. Wie sind Sie zu Ihrem Job als Assistenztrainer gekommen?
Gegen Ende meines Studiums habe ich schonmal für die Nationalmannschaft als Videoanalyst gearbeitet und die Spieler auf die entsprechenden Gegner bei der Europameisterschaft eingestellt. Weil der Kontakt nie ganz abgerissen ist, bekam ich vor einigen Wochen einen Anruf vom Trainer, der meine Erfahrungen aus dem sehenden Fußball mit in das Team bringen wollte, um so neuen Schwung in die Mannschaft zu bringen und neue Impulse zu setzen.
Das Trainerteam Der Torwart kann sehen.
3. Worin bestehen denn Ihre Aufgaben als Assistenztrainer?
Als Assistenztrainer soll ich vor allem mein Wissen und meine Ideen aus dem sehenden Fußball einbringen, um das Offensivspiel zu verbessern und neu zu etablieren. Die Herausforderung besteht dabei vor allem darin, meine Ideen den Spielern so zu vermitteln, dass sie auch wissen was ich meine und erwarte. Vormachen geht da ja eher schlecht…
Dabei geht es vor allem darum das Passspiel zu verbessern und taktische Ausrichtungen anzupassen und Laufwege abzustimmen.
4. Was macht die Nationalmannschaft aus? Ist sie erfolgreich?
Wie bei jeder Nationalmannschaft spielen natürlich nur die besten deutschen Blindenfußballer bei uns.
Im europäischen Vergleich war die Nationalmannschaft mal sehr gut, hat aber mit dem 4. Platz bei der EM 2013 und der Teilnahme an der WM 2014 in Tokio ihre besten Tage schon länger hinter sich.
Durch die Umstrukturierung soll nun zurück zu alter Stärke gefunden werden. Um sich für die WM 2023 zu qualifizieren muss daher eine Platzierung unter den ersten 4 bei der EM herausspringen. Aber natürlich ist auch da schon das Ziel ins Finale zu kommen. Für Olympia brauchen wir dann eine WM-Platzierung 1 oder 2.
Es stecken also schon große Erwartungen in der Mannschaft, da das Ziel eindeutig die Qualifikation für Olympia ist.

5. Wo findet denn das Training statt und wie oft muss die Mannschaft in der Woche trainieren?
Aktuell trainieren wir nur online in Zoom-Meetings, da auch uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Ab April können wir dann hoffentlich wieder auf den Platz und zusammenarbeiten. Da alle Spieler in der Bundesliga aktiv sind, muss man sich das Ganze wie bei der sehenden Nationalmannschaft vorstellen. Ungefähr einmal im Monat finden die Lehrgänge statt.
Da kommen dann alle zusammen und wir trainieren am Wochenende. Der Ort ist dabei immer unterschiedlich. Meistens findet es aber in der Mitte von Deutschland statt, da so die Anreise für alle gleich ist. Das Team bekommt für die Zeit zwischen den Lehrgängen einen Trainingsplan, den sie eigenständig abarbeiten. Außerdem trainieren sie ja regelmäßig in ihren Bundesligateams.
6. Spaß sollte auch immer als sehr wichtig gesehen werden. Was gefällt Ihnen denn so gut an der Mannschaft und dem Blindenfußball?
Am meisten Spaß macht mir natürlich die Arbeit auf dem Platz mit der Mannschaft. Etwas Neues auszuprobieren und zu sehen, wie die eigenen Ideen umgesetzt werden ist da natürlich ein wichtiger Faktor. Am Blindenfußball begeistert mich dabei vor allem das Talent der Spieler. Da viele bisher nie Blindenfußball gesehen haben, können sich die wenigsten vorstellen, wie so etwas funktionieren kann. Ich würde daher jedem empfehlen sich mal ein Spiel anzuschauen. Bei allem Spaß arbeitet die Mannschaft aber vor allem sehr hart. Mit den besten Spielern Deutschlands zu arbeiten und auf das Ziel eines Turniersieges hinzuarbeiten ist dabei für alle sehr Antrieb.
7. Zum Abschluss würden wir noch gerne wissen was so in der Zukunft für Sie als Assistenztrainer und die Mannschaft ansteht. Gibt es da bestimmte Wettkämpfe oder Ziele?

Da meine Aufgabe mit dem Ziel verbunden ist, die Mannschaft optimal auf die Europameisterschaft 2022 und die Weltmeisterschaft 2023 einzustellen, um sich über die Turniere dann für die Paralympics 2024 in Paris zu qualifizieren, sind die nächsten großen Termine die Europameisterschaft, die Weltmeisterschaft und hoffentlich die Paralympics in Paris. Bis dahin werden hoffentlich bald noch einige Freundschaftsspiele und Testspiele anstehen. Für mich persönlich ist das Ziel daher auch die Qualifikation für Olympia. Eine olympische Medaille zu haben wäre da schon die Krönung.
(Bild: Herr Schmidt, Lehrer am FMG)
Bald wird hier noch ein Link zur überarbeiteten Website der Mannschaft folgen. Wenn dann mal ein Spiel hier in der Nähe ist, wird sich Herr Schmidt bei uns melden.
Text von: Anna Marohn