Der Literaturunterricht des 8. Jahrgangs beschäftigt sich gerade mit dem Thema „Kreatives Schreiben“, was sich auch prima im Distanzunterricht bearbeiten lässt. Die SchülerInnen haben sehr viel Spaß daran, sich kreativ auszuprobieren. Als letzte Aufgabe sollten sie sich eine fiktive Person ausdenken und eine kurze Episode aus deren Leben zu einem Bildimpuls verfassen.
Angelina hat eine schaurige Geschichte auf einem Friedhof verfasst. Der Kurs war begeistert von ihrer Erzählung und deshalb wird ihre Arbeit in der Schülerzeitung veröffentlicht.
Viel Spaß beim Lesen.
ALS UNGESCHEHEN BETRACHTET
Arabella, die selbständige Friseurin aus Australien, bekam wie gewöhnlich einen Termin, um jemandem die Haare zu machen. Dafür fuhr Arabella in ein altes Dorf. Auf dem Weg bemerkte sie, dass es immer dunkler und nebliger wurde. Ihre Umgebung war geprägt von Moos überwachsenen Häusern und Menschen, die wie leblose Gestalten umher wandelten, als würden sie nicht mehr existieren und nur als Requisite für diese Umgebung dienen. Arabella überfiel ein Schauer, doch sie wollte ihrem mulmigen Gefühl nicht nachgeben. Sie erreichte ihr Ziel. Es war eine Kirche. Dem Anschein nach eine alte. Arabella entdeckte Grabsteine im Garten und fing an diese zu zählen. 1, 2, 3, 4 und noch viele mehr. Sie klopfte nun endlich an die Tür, die sofort aufging.
Eine schmale, aber große Silhouette stand vor ihr. Als der Nebel ihr letztendlich einen besseren Blick erlaubte, erkannte sie die Frau. Sie war blass, hatte hochstehende Wangenknochen, große Augen, die Leere ausstrahlten,und ein dünnes Gesicht mit einem definierten Kinn. Die Frau war mager und reichte Arabella ihre blasse, knochige Hand. Arabella ergriff diese, doch sie hatte Angst die Hand aus Versehen zu zerquetschen. Die Frau machte eine hereinbittende Geste und führte Arabella in das Wohnzimmer, oder einen Wohnzimmerähnlichen Raum. Dieser war abgedunkelt und hatte nur ein Sofa und einen Stuhl darin. Die Frau setzte sich und sprach mit einer rauen Stimme: “Ich würde gerne eine hochgesteckte Frisur haben, ganz schlicht.”Arabella nickte und ging ihrem Wunsch nach. Mitten im Prozess fragte sie: “Was ist denn der Anlass?” “Eine Beerdigung”, erwiderte die Frau. Arabella spürte die Nervosität in ihr aufgehen.“Oh, ist das so?”, sprach sie, jedoch antwortete die Frau darauf nicht. Als Arabella fertig geworden war und gehen wollte, ertönte die Stimme der Frau: “Passen Sie auf sichauf, Arabella, bevor Sie so wie wir enden.” Arabella starrte die Frau mit einem verwirrten Blick an. Die Frau schloss die Tür mit einem harten Knall und dann wurde alles schwarz…
Arabella wachte mit höllischen Kopfschmerzen auf. Sie war verwirrt und dachte, sie träumte von dieser Begegnung mit der bizarren Frau nur. Sie blickte rüber zu ihrem Tisch und sah ein Bündel von Scheinen und einen kleinen Notizzettel. Sie las den Zettel, der nur die Worte “Danke sehr” darauf stehen hatte. Alles daran schien komisch. Arabella konnte keine rationale Erklärung oder eine Verbindung zu den Worten der Frau erkennen und betrachtete es daher einfach von nun an als nie geschehen.
Kurzgeschichte von Angelina Samy Hurmiz, Klasse 8
Literaturunterricht bei Frau Seidel
Vielen Dank Angelina,
dass du deine außerordentlich spannende Kurzgeschichte mit der Schule geteilt hast.